Antoni van Leeuwenhoek (1632 - 1723)

Antoni van Leeuwenhoek wurde 1632 in Delft geboren. Durch die von ihm entwickelten Mikroskope und dem, was er damit entdeckte, wurde er weltberühmt. Leeuwenhoek fertigte im Laufe seines Lebens über 500 Mikroskope an. Er entdeckte unter anderem Bakterien, das Kapillarsystem des Blutkreislaufes und wie rote Blutkörperchen zirkulieren. Die Schärfe seiner mikroskopierten Bilder übertraf alles, was es bis dahin gab. Und da er das Geheimnis, wie er seine Mikroskope erstellt, nie veröffentliche, wurde die von ihm erreichte Auflösung erst wieder im 19. Jahrhundert erreicht.
Biografie van Leeuwenhoeks
Der berühmte Naturforscher wurde am 4. November 1632 als Thonis Philipszoon getauft. Später nannte er sich "van Leeuwenhoek", nach dem "Leeuwenpoort (dem "Löwentor") nahe seines Geburtshauses in Delft. Als Antoni 6 Jahre alt war, verstarb der Vater, ein Korbmacher. Die Mutter war Tochter eines Bierbrauers und hatte genug Mittel, um den Sohn auf das Gymnasium besuchen zu lassen. Schon früh interessierte sich Antoni für Mathematik und Physik.
1648, mit 16 Jahren, begann er eine Ausbildung als Buchhalter in Amsterdam. Allerdings war das nicht seine Welt, und so arbeitet er bald für einen schottischen Tuchhändler. Tuchhandel war zu jener Zeit in den Niederlanden ein starker Wirtschaftsfaktor, und wer in diesem Metier Fuß fassen konnte, hatte glänzende wirtschaftliche Aussichten.
Im Jahre 1654, mit 22 Jahren, hatte er seine Lektionen gelernt und kehrte nach Delft zurück. Dort eröffnete er einen Tuchladen und kaufte sich ein Haus. Seine kluge und zuverlässige Art brachten ihm das Vertrauen seiner Mitbürger ein, so dass er bald wichtige Ämter bekleidete, zum Beispiel wurde er 1669 zum Landvermesser ernannt, zehn Jahre später kürte man ihn zum Eichmeister (der die Qualität alkoholischer Getränke prüfte).
Das Leeuwenhoek-Mikroskop

Foto von Jeroen Rouwkema
Bildquelle: Wikimedia
Durch seinen erfolgreichen Tuchhandel war Antoni van Leeuwenhoek finanziell unabhängig. So konnte er es sich leisten, viel Zeit in die Entwicklung seines Mikroskops zu investieren. Das Problem war: das von Zacharias Janssen entwickelte zweilinsige Mikroskop lieferte nur unsaubere und verfälschte Ergebnisse. Auch wenn Janssen aus heutiger Sicht die richtige Idee hatte, so krankten diese zweilinsigen Mikroskope an der Qualität der Linsen. Zum einen war das Glas nicht wirklich klar, weil sich bei der Herstellung stets kleinste Luftpartikel eingeschlossen wurden, zum anderen mussten die Linsen anschließend geschliffen werden, was nie zu einer wirklich gleichmäßigen Wölbung führte. Durch die zwei Linsen potenzierten sich die Fehler im mikroskopierten Bild, so dass wirklich große Vergrößerungen kaum möglich waren.

Antoni van Leeuwenhoek
Bildquelle: Deutsches Museum
Van Leeuwenhoek beschritt einen anderen Weg: Sein Mikroskop bestand nur aus einer Linse. Im Prinzip gilt: je kugelförmiger die Linse, um so geringer die Brennweite und um so stärker die Vergrößerung. Nur: niemand konnte bis dahin so kleine und exakte Kugellinsen herstellen. Das Geheimnis, wie er seine Linsen herstellt, hat van Leeuwenhoek nie verraten. Daher vermutet man heute, er habe beim Glasbrennen einen hauchdünnen Faden gezogen, dessen Spitze er dann abgetrennt und erneut gebrannt hatte. Dadurch entsteht ein winzige Glaskügelchen.
Dieses kleine Kügelchen hat van Leeuwenhoek dann zwischen zwei Messingplatten befestigt. Mit einer Art Pinzette hat der dann die Objekte vor diese Linse geklemmt. Sein Mikroskop sieht daher eher aus wie eine Messingplatte, die man sich dicht vor das Auge halten musste (siehe Abb. rechts).
Mit Hilfe dieses Mikroskops konnte van Leeuwenhoek Vergrößerungen um das 270 facher erreichen - und das bei einer einigermaßen scharfen Auflösung. So konnte er einen Mikrokosmos entdecken, den bis dahin noch kein Mensch zu Gesicht bekommen hat.
Wissenschaftler Erfolg
Da van Leeuwenhoek nie studiert hatte, konnte er kein Latein. Wissenschaftliche Abhandlungen wurden in der Zeit jedoch ausschließlich in Latein verfasst, so dass ihm der Erfolg in der Welt der Wissenschaften zunächst versagt blieb. 1673, er war inzwischen 41 Jahre alt, hatte van Leeuwenhoek jedoch Glück: Reiner de Graf, ein Mitglied der Royal Society in London, der ebenfalls aus Delft stammte, führte van Leeuwenhoek und seine Mikroskope in wissenschaftliche Kreise ein. Seither wurden seine Entdeckungen kontrovers diskutiert und nach deren Verifizierung staunend zur Kenntnis genommen. 1680 wurde er selber Mitglied der Royal Society. Van Leeuwenhoek wurde populär und bekam Besuch von bedeutenden Persönlichkeiten wie z.B. Zar Peter den Großen, Gottfried Wilhelm Leibniz oder der britischen Königin Anne.

Entdeckung von van Leeuwenhoek
Im Jahr 1668 konnte van Leeuwenhoek die vom Italiener Marcello Malpighi aufgestellte These eines Kapilarsystems (durch das Blut fließt) bestätigen. Er konnte an lebenden Tieren (Kanninchen, Frosch) nachweisen, wie rote Blutkörperchen durch die Kapilaren fließen.
1674 beschrieb er die roten Blutkörcherchen genauer.
1675 nahm er sich Teichwasser, Regenwasser und den menschlichen Speichel vor und entdeckte darin eine Reihe von Bakterien, von denen er drei Arten genauer beschrieb: Bazillen, Kokken und Spirillen.
1677 entdeckte er die Spermazellen, und zwar nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Insekten. Damit widerlegte er die bis dahin vorherrschende Vorstellung der Spontan-Erzeugung der niederen Lebewesen.
1683 entdeckte er Bakterien in seinem Zahnbelag und konnte diese auch bei Kontrollpersonen nachweisen.

Freundschaft mit dem Maler Jan Vermeer

Antoni van Leeuwenhoek war mit dem weltberühmten niederländischen Maler Jan Vermeer befreundet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Arbeit der beiden gegenseitig befruchtete. So könnte van Leeuwenhoek Vermeer bei der Entwicklung einer Camera Obscura geholfen haben.
Im Gegenzug ist es durchaus wahrscheinlich, dass Leeuwenhoek Vermeer für seine beiden berühmten Gemälde "Der Astronon" (Abb. rechts) und "Der Geograph" Modell saß. Beide Gemälde entstanden um 1669, als van Leeuwenhoek 37 Jahre alt war. Die Ähnlichkeit mit dem oben gezeigten Gemälde des Jan Vercolje ist durchaus verblüffend, gleichwohl gibt es keinen schriftlichen Beleg für diese These.

Van Leeuwenhoeks Ende und Bedeutung
Antoni van Leeuwenhoek starb 1723, hochangesehen, im Alter von 90 Jahren in Delft. Das Gehemnis seiner Mikroskope nahm er mit ins Grab. Es dauerte fast 250 Jahre, ehe erneut Mikroskope mit solcher Auflösung gebaut werden konnten. Antoni van Leeuwenhoek hat das Mikroskop zwar nicht erfunden, aber er ist unstrittig einer der bedeutendsten Vertreter in der Geschichte der Mikroskopie.

Video über Antoni van Leeuwenhoek
Das folgende Video (en.) zeigt eine Kurzbiografie van Leeuwenhoeks:
Google Doodle ehrt Antoni van Leeuwenhoek
Am Montag, den 24. Oktober 2016 ehrt der Suchmaschinengigant Google Antoni van Leeuwenhoek anlässlich seines 384. Geburtstag mit einem Doodle auf der Startseite. Der Doodle Designer Gerben Steenks hat dabei die Google Buchstaben wie kleine "tanzende Bakterien" dargestellt. Ein Hinweis auf den berühmten Brief, den van Leeuwenhoek an die Royal Society schrieb. In diesem beschrieb er die wunderlichen kleinen Tierchen, die er mit seinem Mikroskop beobachten konnte. Zunächst steht van Leeuwenhoek vor dem Google-Logo, mit seinem berühmten Mikroskop in der Hand (siehe oben).

Beim Blick durch das Mikroskop zeigen sich die tanzenden "Google-Tierchen":

Hier das Video, das das Doodle dokumentiert:
Quellen
- History-of-the-Microscope: Antoni van Leeuwenhoek (en.)
- Universität von Berkley: Antoni van Leeuwenhoek (en.)